Neue Medien im Unterricht – Der kompetente Lehrer? – Teil 2

Handlungsempfehlungen


Aus den Ergebnissen lassen sich die folgenden Handlungsempfehlungen formulieren:

  1. Im Ergebnis zeigt sich, dass Lehrer mit hohen Kompetenzen digitale Medien häufiger im Unterricht einsetzten. Die Bereiche Medienkompetenz und medienpädagogische Kompetenz sollten deshalb ein verpflichtender Teil in der Lehramtsausbildung werden. Lehrer die sich in der dritten Ausbildungsphase befinden sollten dazu verpflichtet werden, sich regelmäßig im Bereich „Neuen Medien im Unterricht“ fortzubilden. Dafür sollte es ein breites und an die Bedürfnisse der Lehrer angepasstes Fortbildungsangebot geben, dass sowohl an den Schulen (intern), als auch von externen Fortbildungseinrichtungen angeboten wird.
  2. In den Lehrplänen aller Schularten sollten konkretere Beispiele und Vorgaben für den Einsatz von neuen Medien gegeben werden. Auch sollten diese in allen Unterrichtsfächern berücksichtigt werden.
  3. Um das Medienklima und den kollegialen Austausch zu stärken, sollte den Lehrkräften mehr Zeit für die Einarbeitung in das Thema „Neue Medien“ gewährt werden. Dies bedeutet eine Reduktion der Unterrichtstätigkeit, damit auch ein Austausch zwischen Kollegen stattfinden kann. Dies führt zu einer besseren Zusammenarbeit. So können gemeinsam neue, mediengestützte Unterrichtskonzepte entstehen. Die vorliegende Studie zeigt, dass so die Mediennutzung im Unterricht erhöht werden kann.
  4. Probleme mit der Technik und Unsicherheiten mit der Handhabung schränken die Nutzung digitaler Medien ein. Die Ausstattung an den Schulen muss den Bedürfnissen der Lehrkräfte gerecht werden, deshalb sollten Anschaffungen nicht von externen Stellen durchgeführt werden, sondern immer im Dialog mit den zukünftigen Nutzern. Des Weiteren sollte die Ausstattung in allen Klassenräumen identisch sein, dies erleichtert unsicheren Lehrkräften den Einstieg, da diese sich nur mit einem System und nicht mit verschiedenen vertraut machen müssen.
  5. Die ausgewertete Befragung hat gezeigt, dass noch viel in die schulische Ausstattung (W-LAN, interactive Whiteboards, Laptops, Tablets) investiert werden muss. Um einen reibungslosen Einsatz der Technik zu gewährleisten, sollte es an jeder Schule entweder eine Lehrkraft oder einen Techniker geben, der sich um diese Belange kümmert und bei Problemen zur Verfügung steht.

Neue Medien im Unterricht – Der kompetente Lehrer?

Der Dreh- und Angelpunkt ist und bleibt die Lehrkraft bei der Umsetzung der Digitalisierung. Ohne einen kompetenten Lehrer, der seinen Unterricht entsprechend didaktisch plant und die vorhandenen Geräte bedienen kann, wird die digitale Bildung nicht in die Klassenzimmer einziehen. Die Gesellschaft hofft auf die neue Generation von Lehrkräften, die mit der Digitalisierung aufgewachsen, top ausgebildet und den neuen Medien offen ist, so dass diese den Wandel an den Schulen einläutet. Änderungen im großen Stil blieben bis jetzt jedoch aus.

Die Ursachen

Wirft man einen Blick auf die Lehramtsausbildung, so wird klar, dass dort der Medienkompetenzerwerb keinen festen Platz hat. Welchen Anteil tragen Ausbildungs- und Fortbildungsinhalte zum Erwerb der Medienkompetenz bei? Gibt es für erfahrene Lehrkräfte adäquate Fortbildungen? Und woher haben die kompetenten Lehrkräfte ihr Wissen?

Meine Studie mit knapp 180 – meist bayerischen – Lehrerinnen und Lehrern hat gezeigt, dass Medienkompetenz kaum in der Ausbildung erworben wird, selten in Fortbildungen vermittelt und oder vertieft wird. Die Handhabung von Computer, Smartphone/Tablet, Beamer, interaktivem Whiteboard und Dokumentenkamera wurden größtenteils autodidaktisch erworben. Trotzdem fühlen sich die Lehrkräfte – laut Selbsteinschätzung – in der Handhabung dieser Geräte sicher bzw. sehr sicher – mit Ausnahme des interaktiven Whiteboards, hier fühlen sich die Lehrkräfte nur mittelmäßig kompetent. Ähnlich positiv zeigt sich das Eigenbild bei den dazugehörigen Computeranwendungen.

Somit müsste man annehmen, dass die abgefragten Geräte und Anwendungen dementsprechend im Unterricht eingesetzt werden. Dem ist leider nicht so. Beim Medieneinsatz zeigt sich, dass die häufigste Nutzung bei einmal pro Woche bis einmal pro Monat im Unterricht liegt. Ein möglicher Grund hierfür zeigt sich in der zur Kontrolle der Selbsteinschätzung durchgeführten Erhebung der Bedienkompetenz der Lehrkräfte. Hier erreichen alle Teilnehmer im Schnitt ein befriedigendes Ergebnis, somit ist die gemessene Handhabungskompetenz niedriger, als die von den Lehrkräften angenommene. Es ergibt sich eine Diskrepanz zwischen Selbstbild und tatsächlichen Fähigkeiten. Dabei ist eine sichere Handhabung, vor allem des PCs, essentiell, da sich diese positiv auf den allgemeinen Einsatz neuer Medien durch die Lehrkraft auswirkt und diese dann offener der aktuellen Entwicklung gegenübersteht und keine Angst verspürt, der Entwicklung nicht Schritt halten zu können.

Gibt es Gruppenunterschiede?

Bei einer Differenzierung nach Dienstalter zeigt sich im Hinblick auf die Bedienkompetenz von neuen Medien ein signifikanter Unterschied zwischen älteren und jüngeren Lehrern, jedoch wirkt sich dies nicht negativ auf den Unterrichtseinsatz aus. In manchen Teilbereichen zeigt sich sogar, dass ältere Lehrkräfte neue Medien häufiger einsetzen als ihre jüngeren Kollegen.

Welche Faktoren wirken sich nun negativ auf den Medieneinsatz aus?

Unter allen befragten Lehrkräften gaben über 30% an, dass sie digitale Medien selten im Unterricht nutzen, da sie schlechte Erfahrungen mit nicht funktionierender Technik gemacht haben. Fast 50 % geben an, dass es in ihrer Schule keine breite Unterstützung für den Medieneinsatz gibt. Sogar über 50 % stimmen der Aussage zu, dass die hohe Belastung durch andere Aufgaben ihren Medieneinsatz erschwert. Über 40 % der befragten Personen sehen die Nutzung von digitalen Medien für die Schule überbewertet, dies bestätigt auch die Aussage, dass 40 % der Befragten der Meinung sind, dass ihre Kollegen neuen Medien sehr skeptisch gegenüberstehen. 25 % stimmen der Aussage zu, dass sie sich trotz guter Kenntnisse vor dem Einsatz von neuen Medien scheuen. Dies zeigt, dass es noch eine nicht zu verachtende Gruppe an Medienskeptikern unter den Lehrkräften gibt.

50 % der Lehrkräfte können leider nicht erkennen, wo sich der Einsatz der digitalen Medien gut eignet, um die Lehrplananforderungen zu erfüllen. Nur knapp 40 % stehen genügend digitale Materialien zur Verfügung.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Medienskepsis, schlechte technische Voraussetzungen, fehlende mediendidaktische Kenntnisse und ein ablehnendes Klima sich insgesamt negativ auf die Nutzung von neuen Medien auswirken.

In meinem nächsten Beitrag werde ich meine Handlungsempfehlungen vorstellen.