Montessori in einer Kultur der Digitalität

Im Anschluss an meinen Beitrag für die #EnvisionEd20 von Microsoft, wollte ich noch meine Folien und Gedanken zu dem Thema teilen.

Wieso passen die Montessori-Pädagogik und eine Kultur der Digitalität zusammen?

Meiner Meinung nach bildet die Montessori-Pädagogik die perfekt Grundlage für den Einsatz digitaler Medien in der Schule und ist die Antwort auf die Frage, wie sich Schule ganz allgemein in einer Kultur der Digitalität verändern muss, dass sie den aktuellen Herausforderungen gerecht wird. Denn wir wissen alle nicht, womit sich unsere SchülerInnen in Zukunft konfrontiert sehen, aber es ist unsere Aufgabe sie bestmöglich darauf vorzubereiten.

In der Montessori Pädagogik finden sich bereits erfolgreich erprobt die veränderten Rahmenbedingungen, die wir aktuell im postdigitalen Zeitalter benötigen. Diese sind:

  • Projektarbeit & Themenübergreifender Unterricht
  • Differenzierung & Individualisierung
  • Selbständiges Lernen
  • Feedback & Selbstreflexion

Alle diese Aspekte setzen das Kind in den Mittelpunkt.

Somit verändert sich auch die Rolle der Lehrkraft die laut Montessori zum Beobachter und Diener wird, denn das Kind steuert den eigenen Entwicklungs- und Bildungsprozess, in einer an seine Bedürfnisse angepassten Umgebung, die ihm den Weg zur Selbstständigkeit aufzeigt. Die neue Rolle der Lehrkraft führt jedoch nicht in das Nichtstun – eine häufige Fehlinterpretation des Begriffs „Passivität“ – sondern sie gibt weiterhin die Richtung vor, jedoch abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse der SchülerInnen, denn das Kind soll aktiv im Bildungsprozess eingebunden werden.

Alle Prinzipien Montessoris finden sich beispielsweise in dem 4K-Modell wieder, das wichtige Kompetenzen für Lernende im 21. Jahrhundert formuliert. (Quelle: https://www.joeran.de/die-4k-skills-was-meint-kreativitaet-kritisches-denken-kollaboration-kommunikation/)

  • Kreativität: neues denken und lernen können. Die SuS finden eigene, neue Lösungen für ihre Fragestellung.
  • Kommunikation: eigenes Denken und Lernen mitteilen: Die SuS teilen ihre Erfahrungen und Kenntnisse beispielsweise mit ihrer Lerngruppe, können diese entsprechend artikulieren und darstellen.
  • Kollaboration: Die SuS können gemeinsam denken und lernen, eine Forscherfrage kann mit einem Partner/einer Partnerin oder einer Gruppe bearbeitet werden. Sie verteilen Aufgaben und stimmen sich in ihrer Arbeit ab.
  • Kritisches Denken: Selbständig denken und lernen können. Die SuS übernehmen nicht einfach Meinungen und Antworten, sondern stellen dazu Fragen und hinterfragen diese.

Und was ist hier jetzt „digital“? Digitale Medien sind ein fester Bestandteil der vorbereiteten Umgebung für unsere SchülerInnen, da sich diese an der Lebenswelt unserer SchülerInnen orientiert. Wir haben uns nie die Frage gestellt, ob wir anfangen sollten, digitale Medien zu integrieren. Digitale Medien sind eine chance, Bestehendes zu erweitern, zu ergänzen und zu erneuern. Dinge erlebbar zu machen, die ohne diese nicht, oder nur sehr schwer möglich wären. Sie ermöglichen eine neue Erfahrung, intensivieren Eindrücke und gestalten das Lernen facettenreicher.

So stellt sich nicht die Frage analog oder digital, sondern wie kann ich meine Frage beantworten, wie möchte ich mein Ergebnis präsentieren, wie komme ich an mein gestecktes Ziel und was interessiert mich gerade?

#MonteOnTour – Die Alemannenschule in Wutöschingen

Wenn man sich auf den Weg der Schulentwicklung begibt, und eine Idee im Hinterkopf hat, dann sucht man nach Vorbildern und Inspiration. Nach Menschen, in diesem Fall Schulen, die schon die ersten Schritte, oder sogar einen Teil des Weges gegangen sind, und von ihren Erfahrungen berichten. Eine solche Schule ist für mich die Alemannenschule in Wutöschingen. Seit drei Jahren möchte ich diese nun besuchen, da mich nicht nur das Raumkonzept fasziniert hat, sondern auch das Mindset von Kollegium und Schulleitung, alle Beteiligte hatten und haben den Mut, eingefahrene Wege zu verlassen, bisheriges zu hinterfragen und Risiken einzugehen. Dieser Mut wird durch hohe SchülerInnenzahlen, überdurchschnittlich erfolgreiche Schulabschlüsse und mit dem Deutschen Schulpreis belohnt.

Im Februar 2020 sollte nun auch ein Besuch bei mir klappen. Im Gepäck hatte ich nicht nur Spannung, Neugier und hohe Erwartungen, sondern auch fünf weitere Kolleginnen bewaffnet mit Hausschuhen.

Auf Grund der hohen Nachfrage, bietet die Schule montags ein spezielles Besucherprogramm an. Was uns an diesem Montagmorgen sofort aufgefallen ist, jede/r Lernpartner/in, die uns begegnet, grüßt uns freundlich – Das wird über den gesamten Tag auch so bleiben. Selbst das Schwarze Brett kündigt uns an.

Mit den anderen Besuchern bekamen wir zunächst einen informativen Vortrag mit allgemeinen Informationen zu der Entwicklung der Alemannenschule – inklusive technischer Schwierigkeiten, die die Schule aber noch sympathischer macht. Im Anschluss begann die Schulführung, auf die ich mich am meisten gefreut hatte, denn lassen sich Konzepte und Schulcurricula gut lesend erfahren, muss man Räume doch mit allen Sinnen erfahren. (Vielleicht gibt es ja bald eine VR-Tour durch die Schule?)

Viele Bereiche der Schule wirken wie ein modernen Workingspace. Die Input-Räume verfügen beispielsweise über ovale Stehtische, die ganz klar den Fokus auf ein gemeinsames Lernen, ohne frontale Zentrierung setzen. Überall finden sich kleine Sitzgelegenheiten, Rückzugsorte und Treffpunkte, die Kooperation und Kollaboration zwischen den LernpartnerInnen ermöglichen. Vorhänge können zugezogen werden, sie sind förderlich für eine angenehme Akustik, unterteilen den großen Raum aber auch optisch.

Wenn man durch die Schule läuft, kann man die Evolution dieser förmlich mitverfolgen. Von den Anfängen der Lernateliers bis zur aktuellen Version, dem weißen Lernhaus, in dem ein Teil der LernpartnerInnen und LernbegleiterInnen ihre individuellen Arbeitsplätze haben.

Dort traf ich auch auf Valentin Helling, der dort Lernbegleiter ist und den ich bereits über Twitter kennenlernen durfte. Ich freue mich immer sehr, wenn ich solch offene und sympathische Menschen außerhalb von sozialen Netzwerken treffe.

Mit dem geplanten Erweiterungsbau für die Gymnasiale Oberstufe setzt sich die Evolution des Raumes bald fort und man kann gespannt sein, wie diese Räume dann live wirken werden. Die Pläne für den Neubau sind bereits vielversprechend.

In all diesen unterschiedlichen Räumen blieben uns die Ruhe, das angenehme Lernklima und die selbständig arbeitenden LernpartnerInnen in Erinnerung. In der Montessori-Pädagogik würde man jetzt von der Polarisation des Kindes sprechen, das konzentriert seiner Aufgabe nachgeht und diese zielstrebig verfolgt, ohne sich von einer Besuchergruppe ablenken zu lassen.

Den Besuch rundetet ein Treffen mit dem Schulleiter Stefan Ruppaner ab. Er erzählte von seinen Erfahrungen und wir hatten ausreichend Zeit, unsere Fragen zu stellen und sein Mindset zu erleben.

Wir haben uns dann mit unserem aktuellen Jahresbericht verabschiedet und eine Einladung für einen Gegenbesuch bei uns in Herzogenaurach ausgesprochen, denn wie wir erfahren haben, gibt es noch Entwicklungspotenzial in der Primarstufe 😉 Wir würden uns freuen!

Leider durften wir während des Besuches keine Bilder machen, aber sowohl auf der Homepage, als auch in diesem Apple Book, finden sich tolle Bilder, die Lust auf einen Besuch machen. Es lohnt sich, da wir jetzt mit vielen Ideen wieder zuhause angekommen sind und uns in den nächsten Wochen treffen werden, um zu besprechen, was wir davon angehen möchten/können/wollen.

Das Fortbildungskonzept im Medienkonzept

Die Fortbildungsplanung ist meiner Meinung und Erfahrung nach der wichtigste Baustein im Medienkonzept.
Dank meines Twitternetzwerks konnte ich für unsere Planung auf verschiedene Ideen und Erfahrungswerte zurückgreifen und so unser Fortbildungskonzept entwickeln. Wichtig bei der Erstellung waren mir Nachhaltigkeit und Niedrigschwelligkeit.
Die folgende Darstellung zeigt die verschiedenen Bausteine unseres Konzeptes:

Quelle Icons: The Noun Project, ATOM
  1. Mittel- bis langfristig versuchen wir die meisten Fortbildungen intern zu gestalten bzw. Wissen intern weiterzugeben. Dies hat mehrere Vorteile, zum einen ist die Hürde der Teilnahme (Zeit, Vertretung, etc.) niedriger, zum anderen wird im Team gemeinsam gelernt und sich weiterentwickelt.
  2. Im Oktober 2019 fand unser erstes Barcamp zum Thema „Schule der Zukunft“ statt. Dieses stand auch für extern TeilnehmerInnen offen und so hatten wir einen vielfältigen und gewinnbringenden Austausch.
  3. In diesem Schuljahr nutzen wir den Buß- und Bettag wieder für das Thema „Digitale Medien und Medienkompetenz“. Anders als die vergangenen Jahre, gibt es keine große, gemeinsame Veranstaltung für das Kollegium, sondern jede und jeder konnte aus dem vielfältigen Angebot von FIBS wählen und so nach dem eigenen Interesse den eigenen Fortbildungstag zusammenstellen.
  4. Ich als Medienbeauftragte stehe den Kolleginnen und Kollegen zur Unterstützung bei der Unterrichtsvorbereitung und -durchführung zur verfügung, wenn dies gewünscht wird. Langfristig sollen sich Tandems bilden, die sich gegenseitig bei der Planung und Umsetzung unterstützen und so gemeinsam ihr Wissen erweitern und sich weiterentwickeln.
  5. Momentan läuft bei uns der Kurskiosk an. Jede/r kann einen Zettel mit einem Fortbildungsangebot aufhängen, und genauso um eine Fortbildung bitten. Bei mind. 3 Interessenten findet die Fortbildung statt und der Teilgeber vereinbart einen individuellen Termin mit den Interessenten.
  6. Das Thema „Fortbildung“ ist ein fester Agendapunkt bei unseren regelmäßigen Teamtreffen. Hier wird kurz über besuchte Fortbildungen informiert und Kolleginnen und Kollegen erzählen von ihrem Fortbildungsvorhaben. Unsere Schulleiterin kommt dabei mit den aktuellen Zahlen unseres Fortbildunsgbudgets dazu und so kann das Team gemeinsam entscheiden, ob für eine Fortbildung Geld ausgegeben wird, oder eben nicht.
  7. Seit über einem Jahr nutzen wir Teams für den Austausch in den Klassenteams und so hat sich die Erstellung eines Teams für Fortbildungen angeboten. Eine Excel „Train the Trainer“ informiert darüber, wer Expertise bei relevanten Themen hat und bei Fragen angesprochen werden kann. In Teams werden Informationen aus den besuchten Fortbildungen, Webinaren und Kongressen abgelegt und so dem gesamten Kollegium zugänglich gemacht.
    Ich bin gespannt, wie sich das Ganze weiterentwickelt und werde bestimmt wieder darüber schreiben.

Die Handygarage – Das Anti-Symbol zeitgemäßer Bildung?

Bei Twitter bin ich auf eine Diskussion zum Thema „Handygarage“ gestoßen und der Grundtenor war, dass diese in einer zeitgemäßen Bildung nichts zu suchen hätte. Ich sehe das anders, kann aber auch die ablehnende Haltung nachvollziehen, da das „Alcatraz für Handys“ meist für die komplette Verbannung des Smartphones aus dem Unterricht steht. Der Einsatz von Handygaragen kann aus meiner Sicht jedoch didaktisch sinnvoll im Unterricht integriert werden.

Hier ein Beispiel aus meinem Schulalltag:

In der Montessori-Pädagogik nimmt die vorbereitete Umgebung eine wichtige Stelle ein. Der Raum ist den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen angepasst und die Basis für die Freiarbeit, die das selbstständige Lernen anregt. Bei der Ausstattung der Klassenräume gibt es ganz klar Unterschiede zwischen den Klassenstufen, die in diesen arbeiten und lernen.
Ab der 7. Jahrgangsstufe setzen wir seit vergangenem Schuljahr ein BYOD-Konzept mit Smartphones um (aktuell erweitern wir mit Tablets). In den Räumen der Jahrgangsstufen 7/8 und 9/10 finden sich Handygaragen. Diese hängen direkt über dem Regal mit den Klassenlaptops.
Möchte ein Schüler eine Arbeit mit Laptop oder Smartphone durchführen, so bespricht er sein Vorhaben mit einer Lehrkraft und bekommt entsprechend die Nutzungserlaubnis oder einen Hinweis, dass sein Vorhaben mit einem anderen Material besser zu realisieren ist.
Neben digitalen Geräten, stehen den Schülern im Klassenraum Fachbücher, Montessori-Materialien, erstellte Skripte, Zeitschriften uvm. zur Verfügung. Ähnlich wie Bücher, die nach Benutzung wieder an die vorherige Stelle im Regal wandern, kommen Smartphone und Laptop auch an ihren Platz zurück.
Aber auch bei uns wird die Handygarage manchmal zum Handygefängnis, denn es gibt immer wieder Schülerinnen und Schüler, die sich nicht an die Regeln zur Benutzung von Smartphones halten. Dann bleibt dieses auch mal für einen Tag in der Garage und die Pädagogen haben einen leichteren Überblick über die Einhaltung der Vereinbarungen.
Somit ist bei uns die Handygarage nur zu bestimmten Zeiten voll besetzt, denn die Smartphones unserer Schüler sollen während der Schulzeit zum Einsatz kommen.

Genie in a bottle – Drei Wünsche für die digitale Ausstattung an meiner Schule (Jan. 2018)

Angestoßen von dem Treffen mit Schulleitern und Medienexperten der Mitgliedsschulen von Montessori-Nordbayern habe ich mir ein paar Gedanken dazu gemacht, wie meine digitale Wunschausstattung in Schule und Klassenzimmer aussehen würde.
Zunächst zu unserem aktuellen Ist-Zustand. Hier müssen wir uns nicht verstecken, denn unser neuer Anbau, in dem unter andern die Sekundarstufe beheimatet ist, verfügt über zuverlässiges und schnelles W-Lan – sowohl für LuL als auch für SuS. Die Sekundarstufenklassenzimmer, IT- und PCB-Räume verfügen über interaktive Whiteboards, der IT-Raum über stationäre PCs und die Klassen über eine kleine Anzahl an Laptops. Zusätzlich setzten wir ein BYOD-Konzept mit Smartphones und Tablets in den Klassenstufen 7/8 und 9/10, sowie Tablets in 5/6 um. Den Schülern ist es freigestellt, ob sie ein privates Geräte mitbringen oder nicht. Ich selbst arbeite regelmäßig in zwei Klassenzimmern, von denen eines über einen Apple TV verfügt.
Manch einer würde da ins Schwärmen kommen und wäre froh, über diese Ausstattung nur im Ansatz verfügen zu können. Da man als Lehrer jedoch häufig dem Optimierungswahn verfallen ist, sucht man natürlich auch hier nach Verbesserungsmöglichkeiten.

  1. Wünschenswert wäre beispielsweise eine 1 zu 1 Ausstattung an Tablets. Umsetzen könnte man dies über ein BYRD (Bring Your Rented Device) -Konzept. Die Schüler zahlen einen festen Betrag pro Monat und bekommen so vollen Support bei Problemen/Schäden und meist nach 3 Jahren ein neues Gerät. Hier würde die Wartung nicht in die Hände der Schule fallen und die Schule hätte auch keine Sorgen mit beschädigten Geräten. Hier sind Anbieter und SuS in der Verantwortung.
  2. Meiner Meinung nach sind die interaktiven Whiteboards, die nur über den Lehrerlaptop bedient werden können nicht mehr zeitgemäß und führen ungewollt zu einer Zentralisierung des Unterrichtsgeschehens. Wünschenswert wäre eine einheitliche Lösung mit Apple TV oder Miracast, um auf die vorhandenen Beamer kabellos zugreifen zu können. Hier könnten die SuS auch ihre Tablets einfach verbinden, ohne dass ein Herumkopieren der Dateien nötig ist.
  3. Lernplattform – ja oder nein? Lernplattformen an sich sind eine tolle Sache, müssen jedoch vom ganzen Kollegium getragen werden. Eine zeitnah umzusetzende Möglichkeit sehe ich in OneNote Class Notebook. Als Schule könne wir unseren SuS über Microsoft Education eine eigene E-Mail-Adresse einrichten und ihnen somit Zugang zu Office 365 ermöglichen. Eltern können Lesezugriff ohne vorherige Registrierung bekommen.
    Sollte ich also demnächst beim Aufräumen des Dachbodens auf eine Wunderlampe treffen, werde ich schauen, ob hier ein „Genie“ zuhause ist und mir meine drei Wünsche erfüllt 😉

Digitalpakt Schule – Aber jetzt wird alles besser!?! (Nov. 2018)

Eigentlich sollte die Nachricht über die nun endlich errungene Einigung zum Digitalpakt Schule für Freude sorgen. Mir stellt sich zu diesem Zeitpunkt die Frage: „Und was dann?“
Sind wir wirklich so illusorisch, dass wir davon ausgehen, dass eine gute Internetverbindung, stabiles W-LAN und eine annehmbare Ausstattung mit digitalen Endgeräten ausreichen, um den Digital Turn in den Schulen einzuleiten? Aus eigener Erfahrung muss ich leider sagen, dass wir die größte Aufgabe noch vor uns haben.


Lehren und Lernen im digitalen Zeitalter
Zum Thema Lehren und Lernen im digitalen Zeitalter habe ich in den vergangenen Jahren mehrere Veranstaltungen besucht und es wurde häufig darüber gesprochen, dass sich die Pädagogik ändern müsse. Weg vom preußischen Gleichschritt hin zu mehr reformpädagogischen Ansätzen. Es wird unter anderem über individualisiertes, personalisiertes Arbeiten und neue Formen von Leistungsnachweisen diskutiert.
Dann möchte man doch meinen, dass es an einer reformpädagogischen Schule ein Leichtes wäre, die Einbindung zeitgemäßer, digitaler Arbeitsweisen und -formen umzusetzen.
Gute Ausstattung bedeutet nicht zugleich zeitgemäße Nutzung
Seit 2014 „lebe“ ich in dem folgenden Habitat: Unsere Klassenzimmer und Fachräume in der Sekundarstufe verfügen über interaktive Whiteboards, wir haben flächendeckendes, stabiles W-LAN mit einer Bandbreite von 100 Mbit im gesamten Schulhaus. Neben einigen neuen und gespendeten Computern/Laptops, setzen wir in der Sekundarstufe auf ein freiwilliges BYOD. Alle SuS in der Sekundarstufe dürfen einen eigenen Laptop/Tablet nutzen und ab der 7. Jahrgangsstufe auch ihr Smartphone. So schaffen wir ab der 7. Jahrgangsstufe eine heterogene 1:1 Ausstattung. Doch was passiert im Schulalltag mit den Geräten? Wie werden sie in die tägliche Arbeit eingebunden?
Es wird hauptsächlich nach Informationen recherchiert, Präsentationen erstellt, Dokumente geschrieben und Videos angeschaut. Es ist deprimierend zu sehen, dass sich kaum eine meiner KuK aus der Komfortzone bewegt und sich an andere Themen heranwagt. Ich versuche in meinem Unterricht anders zu agieren und auch meine KuK anzustecken.
Was die letzten Jahre jedoch Kraft gekostet hat und immer noch kostet ist die immerwährende Abwehr, auf die ich mit meinen Ideen und Vorschlägen in der breiten Masse stoße. Es gibt immer Gründe weshalb wir etwas nicht tun könnten, sollten oder dürften.


Der erste Hügel ist überwunden, der Gipfel ist noch weit entfernt
Deshalb sollten wir uns nach dem ersten Teilerfolg nicht entspannt zurücklehnen, denn die anstrengendste Arbeit beginnt erst jetzt. Wir müssen das Mindset unserer KuK ändern, ausreichend Fortbildungsmöglichkeiten anbieten und allgemein die Ausbildung an Uni, Seminarschule und schulischem Arbeitsplatz ändern. Zusätzlich muss mehr Raum für Kooperationen und Fortbildung gewährt werden, denn wenn die alltägliche Arbeit die gesamte Kraft vereinnahmt, bleibt nichts für kreatives Arbeiten und das Angehen von Neuem.

Fremdsprachen lehren und lernen in der Montessori Pädagogik – oder wie ich an meine Montessori-Schule kam.

In letzter Zeit kam bei mir immer mehr das Bedürfnis auf, unser Fremdsprachenkonzept in einem Blogpost festzuhalten. Ich versuche das Thema jetzt regelmäßig fortzusetzen. Den Anfang macht meine Zulassungsarbeit, getriggert durch einen Tweet von Patrick Brauweiler, der Austausch zum Thema „Lernbüro und Speaking“ gesucht hat.

Eines meiner Prüfungsthemen im erziehungswissenschaftlichen Staatsexamen war die Montessori-Pädagogik. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich für das Thema entschieden, da in meiner Umgebung gerade eine Montessori-Schule eröffnet wurde, die bis zum Abitur führen sollte. Da ich bis zu dem Zeitpunkt nur Montessori-Grundschulen kannte und nicht mehr als „Hilf‘ mir, es selbst zu tun“ in meinem Wissen dazu vorhanden war, wollte ich mich in der Prüfung näher damit beschäftigen. Da mein Erfahrungsschatz rein vom bayerischen Gymnasium geprägt war, konnte ich mir zu dem damaligen Zeitpunkt nicht vorstellen, wie denn ohne Druck die Schülerinnen und Schüler an einer solchen Schule lernen, um das Abitur erfolgreich abzulegen.
Die Examensprüfung lief super, und das Thema verschwand erstmal wieder von der Bildfläche.
Nach meinem Auslandssemester stand die Zulassungsarbeit an und ich musste mich auf Themenfindung begeben. Irgendwann hatte ich mich für Englischdidaktik entschieden und da mein Betreuer im Bereich des Ausspracheerwerbs forscht, sollte es auch darum in meiner Arbeit gehen. Das Thema Montessori kam irgendwie dazu und so wollte ich untersuchen, wie in einem nicht lehrerzentrierten Setting die Aussprache der Schülerinnen und Schüler geschult wird, und wie ihre Fähigkeiten in diesem Bereich sind.


Woher ich mein Durchhaltevermögen habe…
„Wie, sie wollen an unseren Schülerinnen und Schülern forschen? Im Unterricht hospitieren und darüber eine Arbeit verfassen?“ – es war nicht einfach eine Schule zu finden, die mich bei meinem Vorhaben unterstützen wollte. Ich war schon kurz davor, mein Thema an den Nagel zu hängen, als über mehrere Ecken der Kontakt zu meiner jetzigen Schule hergestellt wurde. Manchmal braucht man eben Glück, so durfte ich dort meine Zulassungsarbeit schreiben, wenn ich in der im Aufbau befindenden Sekundarstufe Englisch unterrichte. So begann ich meine Zeit als Englischlehrerin – und wenn sie nicht gestorben ist, so unterrichtet sie noch heute 😉


Unser Fremdsprachenkonzept
(Vorne weg: Wir arbeiten ohne festes Schulbuch und vergeben keine Noten.)
Im Zuge meiner Untersuchungsergebnisse fing ich an, das Fremdsprachenkonzept der Schule zu entwickeln. Durch meine Zulassungsarbeit hatte ich mich intensiv mit dem Thema Fremdsprachenerwerb in der Montessori-Pädagogik beschäftigt und auch Kontakte zu Dozentinnen hergestellt, die Fortbildungen dazu anbieten und somit Zugriff auf deren Know-how und Erfahrungsschatz bekommen.
Die Themen „Aussprache“ und „Sprechen“ treiben mich immer noch herum, und ich versuche meinen Unterricht und die vorbereitete Umgebung dahingehend stetig weiterzuentwickeln.
Um den Sprachinput bei den Schülerinnen und Schülern zu erhöhen, haben wir das Leseprogramm Kids A-Z angeschafft. Die SuS bekommen einen eigenen Zugang und können auf ihr Sprachniveau angepasst englischsprachige Bücher von Muttersprachlern vorgelesen bekommen und mitlesen. Erweitert mit der Birkenbihl-Methode, können die Schülerinnen und Schüler sehr vielseitig mit dem Material arbeiten und ihre Sprachkenntnisse verbessern. Dadurch, dass das Anhören von muttersprachlichem Input einen festen Stellenwert in der Arbeit bekam, konnte man auch eine kontinuierliche Verbesserung der Aussprache bei den SuS beobachten, die das Angebot regelmäßig nutzten.
Damit die SuS nicht nur Feedback von ihren Kameradinnen und Kameraden bekommen, haben wir immer wieder kurze Phasen – meist zum Stundenbeginn, in der wir gemeinsam in der Fremdsprache sprechen. Dies kann auch in abgewandelter Form während der Freiarbeit stattfinden, neben Partnerarbeiten bekommen z.B. einige SuS eine Einladung, sich mit mir an angegebenem Ort zu einer festgelegten Zeit mit oder ohne Material zu treffen. Diese Gruppen stelle ich nach unterschiedlichen Aspekten und Schwerpunkten zusammen, und so können gewisse Themen intensiv bearbeitet und besprochen werden. Das eignet sich nicht nur für das Sprechen, sondern auch für die Einführung neuer Grammatik etc. Dies ist aber auch nur möglich, wenn die restliche Lerngruppe in dieser Zeit durch eine/n weitere/n Pädagogin/en betreut wird.
Von Anfang an halten SuS an Montessori-Schulen kurze Vorträge über unterschiedliche Themen, so auch in der Fremdsprache. Je nach Schüler/in werden diese Vorträge vor der gesamten Gruppe, oder nur vor einem ausgewählten Publikum gehalten. Es ist immer schön zu beobachten, wie sich die SuS entwickeln und mit dieser Wahlfreiheit an Sicherheit gewinnen und dann trotz Unsicher- und Schüchternheit ihr Thema vor immer größeren Gruppen präsentieren wollen.
Beeindruckt hat mich in diesem Schuljahr die GreenScreen-Nachrichtenshow einer Schülergruppe, die aus einer spannenden Kurzgeschichte eine Reportage inkl. Interview des Protagonisten entwickelt und verfilmt hat. Solche Elemente versuche ich in Zukunft öfter einzubauen, wenn wir bald über eine bessere Ausstattung verfügen und ich nicht immer mein privates iPad in die Hand der SuS geben muss.
Viel Freude hat den SuS auch das Schauspielern bereitet, sei es das Nachspielen von kurzen Dialogen/Szenen oder eines ganzen, adaptierten Stückes, wie beispielsweise „The Tempest“ von Shakespeare in einer modernen Version. Literaturarbeit in 7/8 war noch nie so mitreißend!
Vor allem meine schwächeren SuS arbeiten sehr gerne mit Duolingo und nutzen die App regelmäßig. Damit dies in der Schulzeit möglich ist, suchen sich die SuS eine Ecke im Schulhaus, wo sie ungestört arbeiten können und niemanden beim Nachsprechen stören.
Gerade die digitalen Medien sind für den Erwerb und das Üben dieser Teilkompetenzen ein großer Gewinn, da die SuS selbständig und eigenverantwortlich arbeiten können. Es wird ihnen ermöglicht einen qualitativ hochwertigen sprachlichen Input auf ihr Sprachniveau angepasst zu bekommen und sich vielfältig mit der Sprache auseinanderzusetzen. Ich als Lehrkraft kann z.B. mit Hilfe von Videos, die die SuS ohne mich erstellt haben, das Lernprodukt beurteilen und individuell Feedback geben.

Neue Medien im Unterricht – Der kompetente Lehrer? – Teil 2

Handlungsempfehlungen


Aus den Ergebnissen lassen sich die folgenden Handlungsempfehlungen formulieren:

  1. Im Ergebnis zeigt sich, dass Lehrer mit hohen Kompetenzen digitale Medien häufiger im Unterricht einsetzten. Die Bereiche Medienkompetenz und medienpädagogische Kompetenz sollten deshalb ein verpflichtender Teil in der Lehramtsausbildung werden. Lehrer die sich in der dritten Ausbildungsphase befinden sollten dazu verpflichtet werden, sich regelmäßig im Bereich „Neuen Medien im Unterricht“ fortzubilden. Dafür sollte es ein breites und an die Bedürfnisse der Lehrer angepasstes Fortbildungsangebot geben, dass sowohl an den Schulen (intern), als auch von externen Fortbildungseinrichtungen angeboten wird.
  2. In den Lehrplänen aller Schularten sollten konkretere Beispiele und Vorgaben für den Einsatz von neuen Medien gegeben werden. Auch sollten diese in allen Unterrichtsfächern berücksichtigt werden.
  3. Um das Medienklima und den kollegialen Austausch zu stärken, sollte den Lehrkräften mehr Zeit für die Einarbeitung in das Thema „Neue Medien“ gewährt werden. Dies bedeutet eine Reduktion der Unterrichtstätigkeit, damit auch ein Austausch zwischen Kollegen stattfinden kann. Dies führt zu einer besseren Zusammenarbeit. So können gemeinsam neue, mediengestützte Unterrichtskonzepte entstehen. Die vorliegende Studie zeigt, dass so die Mediennutzung im Unterricht erhöht werden kann.
  4. Probleme mit der Technik und Unsicherheiten mit der Handhabung schränken die Nutzung digitaler Medien ein. Die Ausstattung an den Schulen muss den Bedürfnissen der Lehrkräfte gerecht werden, deshalb sollten Anschaffungen nicht von externen Stellen durchgeführt werden, sondern immer im Dialog mit den zukünftigen Nutzern. Des Weiteren sollte die Ausstattung in allen Klassenräumen identisch sein, dies erleichtert unsicheren Lehrkräften den Einstieg, da diese sich nur mit einem System und nicht mit verschiedenen vertraut machen müssen.
  5. Die ausgewertete Befragung hat gezeigt, dass noch viel in die schulische Ausstattung (W-LAN, interactive Whiteboards, Laptops, Tablets) investiert werden muss. Um einen reibungslosen Einsatz der Technik zu gewährleisten, sollte es an jeder Schule entweder eine Lehrkraft oder einen Techniker geben, der sich um diese Belange kümmert und bei Problemen zur Verfügung steht.

Neue Medien im Unterricht – Der kompetente Lehrer?

Der Dreh- und Angelpunkt ist und bleibt die Lehrkraft bei der Umsetzung der Digitalisierung. Ohne einen kompetenten Lehrer, der seinen Unterricht entsprechend didaktisch plant und die vorhandenen Geräte bedienen kann, wird die digitale Bildung nicht in die Klassenzimmer einziehen. Die Gesellschaft hofft auf die neue Generation von Lehrkräften, die mit der Digitalisierung aufgewachsen, top ausgebildet und den neuen Medien offen ist, so dass diese den Wandel an den Schulen einläutet. Änderungen im großen Stil blieben bis jetzt jedoch aus.

Die Ursachen

Wirft man einen Blick auf die Lehramtsausbildung, so wird klar, dass dort der Medienkompetenzerwerb keinen festen Platz hat. Welchen Anteil tragen Ausbildungs- und Fortbildungsinhalte zum Erwerb der Medienkompetenz bei? Gibt es für erfahrene Lehrkräfte adäquate Fortbildungen? Und woher haben die kompetenten Lehrkräfte ihr Wissen?

Meine Studie mit knapp 180 – meist bayerischen – Lehrerinnen und Lehrern hat gezeigt, dass Medienkompetenz kaum in der Ausbildung erworben wird, selten in Fortbildungen vermittelt und oder vertieft wird. Die Handhabung von Computer, Smartphone/Tablet, Beamer, interaktivem Whiteboard und Dokumentenkamera wurden größtenteils autodidaktisch erworben. Trotzdem fühlen sich die Lehrkräfte – laut Selbsteinschätzung – in der Handhabung dieser Geräte sicher bzw. sehr sicher – mit Ausnahme des interaktiven Whiteboards, hier fühlen sich die Lehrkräfte nur mittelmäßig kompetent. Ähnlich positiv zeigt sich das Eigenbild bei den dazugehörigen Computeranwendungen.

Somit müsste man annehmen, dass die abgefragten Geräte und Anwendungen dementsprechend im Unterricht eingesetzt werden. Dem ist leider nicht so. Beim Medieneinsatz zeigt sich, dass die häufigste Nutzung bei einmal pro Woche bis einmal pro Monat im Unterricht liegt. Ein möglicher Grund hierfür zeigt sich in der zur Kontrolle der Selbsteinschätzung durchgeführten Erhebung der Bedienkompetenz der Lehrkräfte. Hier erreichen alle Teilnehmer im Schnitt ein befriedigendes Ergebnis, somit ist die gemessene Handhabungskompetenz niedriger, als die von den Lehrkräften angenommene. Es ergibt sich eine Diskrepanz zwischen Selbstbild und tatsächlichen Fähigkeiten. Dabei ist eine sichere Handhabung, vor allem des PCs, essentiell, da sich diese positiv auf den allgemeinen Einsatz neuer Medien durch die Lehrkraft auswirkt und diese dann offener der aktuellen Entwicklung gegenübersteht und keine Angst verspürt, der Entwicklung nicht Schritt halten zu können.

Gibt es Gruppenunterschiede?

Bei einer Differenzierung nach Dienstalter zeigt sich im Hinblick auf die Bedienkompetenz von neuen Medien ein signifikanter Unterschied zwischen älteren und jüngeren Lehrern, jedoch wirkt sich dies nicht negativ auf den Unterrichtseinsatz aus. In manchen Teilbereichen zeigt sich sogar, dass ältere Lehrkräfte neue Medien häufiger einsetzen als ihre jüngeren Kollegen.

Welche Faktoren wirken sich nun negativ auf den Medieneinsatz aus?

Unter allen befragten Lehrkräften gaben über 30% an, dass sie digitale Medien selten im Unterricht nutzen, da sie schlechte Erfahrungen mit nicht funktionierender Technik gemacht haben. Fast 50 % geben an, dass es in ihrer Schule keine breite Unterstützung für den Medieneinsatz gibt. Sogar über 50 % stimmen der Aussage zu, dass die hohe Belastung durch andere Aufgaben ihren Medieneinsatz erschwert. Über 40 % der befragten Personen sehen die Nutzung von digitalen Medien für die Schule überbewertet, dies bestätigt auch die Aussage, dass 40 % der Befragten der Meinung sind, dass ihre Kollegen neuen Medien sehr skeptisch gegenüberstehen. 25 % stimmen der Aussage zu, dass sie sich trotz guter Kenntnisse vor dem Einsatz von neuen Medien scheuen. Dies zeigt, dass es noch eine nicht zu verachtende Gruppe an Medienskeptikern unter den Lehrkräften gibt.

50 % der Lehrkräfte können leider nicht erkennen, wo sich der Einsatz der digitalen Medien gut eignet, um die Lehrplananforderungen zu erfüllen. Nur knapp 40 % stehen genügend digitale Materialien zur Verfügung.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Medienskepsis, schlechte technische Voraussetzungen, fehlende mediendidaktische Kenntnisse und ein ablehnendes Klima sich insgesamt negativ auf die Nutzung von neuen Medien auswirken.

In meinem nächsten Beitrag werde ich meine Handlungsempfehlungen vorstellen.